>> Wandelte ich unendlich weit über Berg und Tal, ich würde doch nichts anderes finden, als das, was ich bereits kannte: Loslassen.

Ich weiß nicht genau, ab wann mein Leben sich als durchgängige Reise gestaltete, doch sie ist es bis heute geblieben. Ein Fluss aus Kommunikation, Selbstausdruck, Erkenntnis und Unfähigkeit, Tiefs und Hochs,
Verzweiflung, Anerkennung und dem ganzen Rest, der so in ein menschliches Gefühlsleben passt.
Ob mir das passen mag, oder halt auch mal nicht. Mein Fluss.

Mein Zweifel. An der Welt, an der Gerechtigkeit, an der Moral, am Selbst, der eigenen Vollständigkeit, der Richtigkeit meiner Erkenntnisse, meiner Arbeit. Unablässiges Streben nach Entwicklung und Bedeutsamkeit.

Mein Streben. Mein Drang nach vorn zu Schreiten, begreiflich zu machen, etwas zu beweisen, wissen zu wollen, zu beeindrucken, etwas Besonderes zu sein. Mehr zu machen. Endlich etwas Langfristiges, Haltbares, Sicheres zu besitzen.
Meine Sucht nach neuen Erfahrungen.
Da ist wohl jemand in mir, der nie zufrieden ist und seine Beine nicht still halten kann, oder?
Und jahrelang habe ich diese Stimme versucht zufrieden zu stellen, oder zu betäuben. Bis ich merkte, dass alle meine Versuche, diese Gier zu stillen, nur noch mehr unbändige Unruhe in mir hervorriefen. Angst. Wut. Hilflosigkeit; trotz
Leben in „Freiheit“.
Ich fütterte mich wohl mit den falschen Nährstoffen, fiel mir eines heiteren Tages, unbestimmten Datums auf.
Doch wie in einer Welt leben, in der alle an die „falschen“ Nährstoffe gewöhnt sind; diese mit Händen und Füßen verteidigen? Die Erkenntnis machte mir Angst, statt mich zu beruhigen. Denn ab hier, so spürte ich instinktiv, fing das Abenteuer in der eigenen Haut erst richtig an.

Noch immer begleitet mich ein Sprichwort, welches in mir zuweilen Verzweiflung, andererseits auch Zuversicht auslösen kann. Kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht gedanklich mit diesen Zeilen konfrontiert werde:
„Eifer sucht, was Leiden schafft“.
Mmhh… War Leidenschaft nicht mal was Schönes?

Mein, oft mit großer Zuversicht verbundene, Eifer löst – natürlich; wie immer und auch bis heute – mein persönliches Leid aus. Oder das, was ich als solches darunter verstehen mag. Wortwörtlich wie metaphorisch. Der Eifer zu Schaffen, zu bauen, anderen zu gefallen. Immer alles richtig zu machen. Sich anzupassen, nicht anzuecken, aber bitte in größtmöglicher Individualität.
Wenn ich so auf mein bisheriges Leben zurückschaue merke ich, wie oft ich in diesem Eifer, in dieser Suche/t nach Vollständigkeit verstrickt war. Immer fehlte noch etwas. Immer lag das Ziel zwei Schritte vor meiner Nase.
Ich erreichte es nie.

Weil ich mein Leben lang am Suchen war, was ich längst schon hatte.

Aber okay. Rudern wir ein wenig zurück um das zu erklären.
Ist ja gar nicht so schlimm, dachte ich so bei mir. Eifer. Streben. Leid. Kann man nix machen. Kommt halt.
Das macht der liebe Gott. Oder das Leben, oder das Schicksal. Darüber hab ich keine Macht. Dann muss man’s halt akzeptieren. Ist doch alles sowieso nur Teil meiner Einbildung.
Denn genau das ist meine Welt: eine EinBildung.
Ich mache mir ein Bild von etwas. Eine Projektion auf meiner
körpereigensten Netzhaut, durch elektrische Signale übersetzt in Farben und Formen.
Ich nehme etwas wahr. Ich entscheide, ob ich 38° warmes Wasser für heute als zu warm, oder zu kalt zum Duschen empfinde.

Es ist mein Bild von der Welt. Nicht mehr und nicht weniger.
Und das Problem in meinem Leben ist nicht das Bild was ich sehe, welches ich höre oder fühle.
Das Problem ist immer „nur“ meine Interpretation der Situation, die von meiner jeweiligen Gefühlslage abhängt. Und diese Gefühlslagen sind … naja … der Kern. Unterbewusst?

Früher waren meine gesuchten Erfahrungen eher materieller Natur. Das, was ich nun als „Außenwelt“ zu bezeichnen pflege. Ein Projekt jagte das Nächste. Verwirklichung von Freiheit durch Selbstständigkeit, Auslandsreisen,
jahrelanges Werkeln an meinen selbst gewählten Spielzeugen und Bedürfnissen.
Doch was war davon eigentlich wirklich SELBST gewählt? Bestimmt mich der Kontext meiner Umgebung? Wer hat mich da manipuliert? Sollte ich denen böse sein? Sollte ich wirklich das wollen, was andere von mir erwarten? Was will ich eigentlich?
Und wer bitte schön, ist dieses Selbst, von dem alle immer sprechen?
Wer bin ich, und wenn ja wie viele?
Muss ich mich festlegen?

Hineingewachsen in eine Welt voller Motoren, Geschwindigkeit, Besitzverhältnissen, Krediten und Geldproblemen.
Hineingewachsen in eine Welt aus großen und kleinen Sorgen, Ängsten die vollkommen normal scheinen und unsere Gewohnheiten in den meisten Handlungen prägen.
Hineingewachsen in eine Welt, aus irrational scheinenden Handlungen, „falschen“ Glaubenssätzen und unterbewussten Mustern.
So wie jeder hier. Zu jeder Zeit.

Wir haben Versicherungen, brauchen Zusicherungen, weil wir Angst haben. Punkt
Die wenigsten Entscheidungen in meinem Leben beruhen auf echter Liebe und Vertrauen ins Leben.
Denn Liebe lässt los; wenn man gewissen Weisheiten glauben schenken möchte.
Ich wollte doch aber so gern irgendwas Handfestes!!!!11!
(Ich hätte auch gern eine „entspanntere“ Asienreise gehabt; aber hey …that’s life und nun haben wir den Filmschnittsalat #HerrLehmannsWeltreiseTeil3 😉

Waren nicht all meine Erwartungen Teil meiner Prägung, meiner Erziehung, meiner Umwelt? Ich weiß ja noch nicht einmal, wie ich auf die Idee kam, jemals Filme zu machen.
Ein beängstigender Gedanke; nur das Produkt anderer Gedanken zu sein.
Wen wollte ich da eigentlich zufriedenstellen?
Was wollte ich da eigentlich festhalten und planen?
Mein Leben??
Aus heutiger Sicht: ulkig und utopisch.
Früher: Nerven aufreibend, anstrengend.

Oft waren natürlich die Anderen Schuld, dass ich mein Leben nun nicht so perfekt und ausgeglichen leben konnte, wie es mir vorgestellt hatte. Immer eine Systematik, die etwas von mir wollte.
Ja. Auch ihr habt mir Stress verursacht.
Also nein. Nicht persönlich Du; sondern meine Vorstellung davon, etwas abgeben/abliefern/fertigstellen zu müssen. Andere warten ja darauf.
Trotzdem war es doch eher eine anerzogene Idee, die ich nach und nach ablegen konnte, in dem Glauben, dass sowieso alles zur richtigen Zeit kommt. Ohne sich selbst zu stressen.
In der Ruhe liegt die Kraft.

Genauso oft suchte ich die Schuld bei mir, was nicht wirklich zu einer Verbesserung meines Gefühlslebens beitrug.
Fühlt sich halt ungut an, mit sich selbst nicht im Reinen zu sein.
Man braucht immer neue Menschen, Dinge und Erfahrungen, um diese innere Leere zu füllen.
Wie sonst kann ich mir meine Rebellion gegen Althergebrachtes, gegen Systematiken, meine Auflehnung gegen alles Konservative erklären? Jugendlicher Leichtsinn?
Komfortzonengrenzganjunkie?
So oft hab ich mich vom Rest der Welt getrennt gefühlt.
Weil ich mich verurteilt habe, „anders“ zu sein und mich dennoch nicht anpassen wollte.

Warum konnte ich trotz Geld, Liebe, Freiheit; mit größtmöglichen Privilegien der westlichen Welt ausgestattet – kein Gleichgewicht finden?
Warum glitten mir Geld, Liebe und Freiheit immer wieder durch die Finger und die Suche fing von vorne an?
Tag ein, Tag aus?
Warum konnte ich nie wirklich glücklich sein, obwohl ich mich so sehr anstrengte, alles in Ordnung zu bringen?
Heute glaube ich: Weil ich immer erst alles in Ordnung bringen wollte. Ich strengte mich zu sehr an. Für mich. Und auch für Andere.
Wenn man irgendwann die Perfektion im Chaos erkennen kann, fällt auch der Wunsch weg, alles ordnen zu müssen. Dankbarkeit, das alles so ist, wie es ist.

Und wenn ich ehrlich bin: der Einzige den ich hier ordnen kann, bin ich selber.

Doch dazu war ich immer viel zu beschäftigt. Selbst und ständig am planen, Geld akquirieren, Geld ausgeben, Pläne entwickeln, vor-Sorgen. Tun. Zukunft und Vergangenheit waren wichtiger als alles, was ich eigentlich fassen kann:
Das Jetzt.

Versteht mich nicht falsch, Pläne, Träume und Visionen empfinde ich als wichtigen Teil unserer Existenz, doch wenn sich der Traum in Luft auflöst, uns die Haare vom Kopf frisst und mehr Schaden, als Genugtuung anrichtet, sollte man seine Intensionen überprüfen. Für was und wen tut man das alles? Und was ist das eigentlich für ein weltfremder-Luxus Traum, den ich da anpreise? Alles kann geändert werden.
Würde ich unser Super-Spezielles-Allrad-Weltreise-Wohnmobil nochmal bauen? Tausende Arbeitsstunden, wo man doch auch mit weniger reisen kann? Wo ich doch Allrad eigentlich gar nicht brauchte?
Jede Gewohnheit, jeder Eifer kann zur Last werden.
Man kann doch einfach losgehen, um neue Erfahrungen zu machen …?
Ich hab mich hinter Projekten versteckt um heute zu erkennen, dass meine Welt immer viel zu komplex aufgebaut war.

Was wäre, wenn alles nur Gewohnheit ist, von der man sich umgewöhnen kann?
Was wäre, wenn viele meiner Gewohnheiten mir und anderen Menschen schaden?
Wie würde ich mit diesen Gedanken weiterleben wollen?

Oft stand ich an Scheidewegen, die scheinbar keine Lösungsmöglichkeit zuließen, und doch musste ich mich entscheiden. Ob ich wollte, oder auch manchmal nicht. Meist stand eine Angst zwischen mir und dem Glück.
Wer will ich sein, in einer Welt, die immer nach mehr zu streben scheint? Aus Angst, etwas zu verlieren?
Wie möchte ich meinen Mitmenschen begegnen, wenn doch überall Gefahren lauern, ausgegrenzt zu werden, wenn man richtig ehrlich ist?

Es hat lang gedauert, mich selbst zu erkennen und ehrlich zu mir zu sein.
Ja. Ich strebe. Die Frage ist nur, nach was.
Ja. Ich zweifle. Die Frage ist nur, was mache ich daraus.
Ja. Ich suche, aber die Ausrichtung ist eine völlig andere geworden.
Ja. Ich Liebe. Die Frage ist nur wie, wie weit kann ich meine Erwartungen loslassen.
Ja. Ich habe Angst. Die Frage ist nur, wie sehr sie mein Handeln bestimmt.

Die unendlich vielen kleinen Schritte, die nötig waren, um ein wenig mehr Zufriedenheit zu finden, kann ich euch leider nicht alle aufzählen. Ob ich nun erleuchtet bin? Wohl eher eine Traumvorstellung …
Manchmal reicht schon ein kleines Licht, um neue Zuversicht zu finden.
Yogazeitschriften, Lifestyle Magazine, Fernsehreportagen. Alle beschäftigen sich – wenn man darauf achtet – mit diesen Kernthemen des „inneren Glücks“, welches in unserer wohlständigen Welt scheinbar doch nicht greifbar ist, obwohl viele Menschen glauben, es kaufen zu können.
Man kann jahrelang drumherum lesen, ins Kloster gehen, studieren, oder es selbst entdecken. Denn es steckt in jedem Moment.
Ich hab in vielen Hinsichten erst einmal mein Verhalten verändert, um neu denken und erkennen zu können. Das hat nicht jedem/r gefallen. Ich musste mich überwinden, wurde ausgelacht, beschimpft oder bestaunt, galt als nicht „normal“ um dann doch genau das zu erfahren, was ich erfahren musste:

*Ich habe viel aufgegeben. Losgelassen. Oftmals tat es weh. Und tut es immer noch des Öfteren. Erst Materielles, später Destruktive Denkmuster.
*Ich bremse meinen Eifer, lasse Sachen auf mich zukommen.
*Wortwörtlich: Wer aufhört zu suchen, beginnt zu finden.
*“Suchen“ ist für mich schon ein jedweder Gedanke, der mich vom jetzigen Moment ablenkt und mich in die Zukunft oder die Vergangenheit lenkt.
*Der jetzige Moment ist alles, was ich greifen kann. Wenn ich in Gedanken bin, bin ich meist gar nicht richtig „da“.
*Ich meditiere. Nicht nach Regeln, Vorgaben oder als religiöse Praktik. Einfach mal im Moment ankommen, atmen und spüren, was los ist. Geht ohne indischen Ashram.
*Durch Yoga, Tanz, Musik, sportliche Betätigung konnte ich meinen Körper besser spüren und kennenlernen. Alte Gefühle hochkommen und los-lassen. Es ist egal, wie ich tanze oder aussehe.
*Wenn’s stressig wird: erstmal ruhen und sich sammeln.
*Ich bremse meine Erwartungen. Eigentlich muss gar nichts perfekt werden. Es ist schon perfekt.
*Ich male. Obwohl ich’s im künstlerischen Sinne nicht kann. Oder doch?
*back to the roots – ab ins Grüne. So oft wie möglich.
*Ich konsumiere – allenfalls sporadisch – keine Nachrichten, Fernsehen, Youtube, Insta o.Ä.
*Alles was ich zu wissen brauche, kommt zu mir. Kein Bewegtbild mehr. Filme machen, ohne Filme zu schauen.
*Kommunikationswerkzeuge (FB, YT, Instagram) als Verbreitungsmedien, zur Inspiration nutzen – nicht als Beschäftigungstherapie.
*Die eigene Phantasie walten lassen. Ich lese ein – zwei Bücher die Woche, die ich finde oder tausche. Der Inhalt passt irgendwie immer …
*on what you focus expands. Wenn ich überall auf Selbstoptimierungsanleitungen stoße, heißt das noch lange nicht, dass ich mich optimieren muss.
*Ich laufe fast immer und überall barfuß wenn’s geht. Das erdet irgendwie, zweimal im Monat ist der Splitter eingeplant. Kann ich verkraften.
*Ich verbringe sehr viel Zeit mir mir allein. Ohne Einsiedler zu sein. Ohne, dass mir je langweilig werden würde.
*Entschleunigung muss man leben: Ich laufe. Ich spaziere. In der Stadt, auf dem Land. Das Auto steht wochenlang. Fahrrad ist mir zu schnell 😉
*Ich muss nicht auf jeder Party tanzen.
*Ich messe mich nicht mehr mit Anderen. Kein Leistungsdruck … warum auch? Keine Marken, keine Idole; auf nüscht legt der Junge wert 😉
*Erinnerungen sind in meinem Kopf. Nicht auf meinen Festplatten. Warum zu sehr festhalten?
*Mein Telefon ist meistens aus. Manchmal mache ich trotzdem Fotos und wenn’s wichtig war, war ich doch immer dabei.
*20gb Flatrate reichen für meinen Workflow.
*Ich hab mich zulange um die Technik in meinem Leben gekümmert. Nun nehme ich, was da ist. Kreativität. Ohne, aus der Not geboren zu sein. Eine Entscheidung.
*Je langsamer ich werde, desto mehr nehme ich wahr. Desto mitfühlender gestaltet sich das Zusammensein.
*Je mitfühlender ich werde, desto mehr positive Begegnungen erlebe ich.
*Je mehr ich selber mache, repariere, anbaue, desto weniger Energie benötige ich für mein Leben. Spart Geld und Ressourcen.
*Wenn alle immer mehr wollen, probier ich mal aus, weniger zu wollen. Man kann sich bei allen Dingen eigene Limits setzen. Mir macht’s Spaß, das zu erfahren, was andere „Einschränkung“ nennen.
*Verzicht ist kein Verlust. Es trainiert die Flexibilität, mal aus den ganzen Abhängigkeiten rauszukommen. Lupinenkaffee aus der Region, statt fairtrade Espresso aus Südamerika. Gut für Blutdruck und Verdauung.
*Ich lebe nun mehr oder weniger ohne tierische Produkte. Das hat mir keiner indoktriniert. Fühlt sich besser an. War noch nicht einmal mein Ziel … Dogmatiker? No. Anderen sagen, was sie zu tun haben? Lang nicht mehr.
*Früher konnte ich nicht auf Alkohol verzichten. Aus einem Bier wurden fünf. Ich wurde unvernünftig, überheblich und einfach irgendwie dumm. Oft. Da gibt’s Sinnvolleres.
*Mein Körper hat mir gezeigt, dass gewisse Substanzen Gift für mich sind. Ich hab auf ihn gehört und bin dankbar um die frühen Warnsignale und seine „Schwäche“.
*Ich verkaufe seit Längerem nichts mehr. Ich verschenke meine „Arbeit“. Und es kommt mehr Geld, Möglichkeit und Vielfalt in mein Leben, als ich jemals dachte.
*Ich gebe dem Geld nicht mehr Wert als nötig. Ich achte es, benutze es. Ich teile. Ich verschenke. Ich brauche es nicht mehr zu horten, oder zu verurteilen.
*Psychodelische Substanzen sind Teil meines Lebens. Mit ihnen kann ich mich selbst besser/objektiver wahrnehmen und habe gespürt, dass da mehr Dinge zwischen Himmel und Erde…. ein vielleicht imaginäres Sicherheitsnetz? Welche Wörter auch immer Menschen dafür gefunden haben …
*Ich verstecke meine Erfahrungen nicht mehr, aus Angst ein Anderer könnte über mich werten. Jeder der sich öffnet, trägt die Gesellschaft ein Stück in Richtung Frieden.
*Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann. Zehn Jahre lang hatte ich keine Zeit für die Gitarre. Keine Muse. Zu viel alter Leistungsdruck. Nun ist sie wieder ein wichtiger Teil meines Lebens.
*Ich wusste nicht, dass ich spontanen Sprechgesang formulieren kann. Irgendwann hab ich’s einfach probiert. Ob ihr’s hören werden? Keine Ahnung – ich kann nicht mehr nur für Produktionen leben.
*Das Handfesteste, was ich je machen konnte, war … mich um mein Essen selbst zu kümmern. Also Hände in die Erde.
*Freude und Glück kommen eher selten von allein. Wir schaffen uns unsere Realität.
*Summen, jubilieren, singen, brummen, hüpfen, balancieren, spielen, über Gewöhnliches immer neu wundern, Vorurteile fallen lassen. Das ist wohl mein Weg.
*Ich habe angefangen, mich zu beobachten. Mich und meine Gedanken und erkannt, dass da noch so viel mehr ist, auch ohne, dass ich es in Worte fassen könnte. Nirgends da draußen. Das kenn ich schon. In mir.
*Nichts ist festgeschrieben. Alles kann sich ändern.

Es gibt keine Zeit (sagen sogar Wissenschaftler ;-).
Also muss ich keinen Stress mehr machen.
Ich bin für mich und mein Handeln verantwortlich.
Und selbst das ist nur ein Glaubenssatz.

Ich lerne nun, mit Paradoxien zu leben, wo ich früher nur Schwarz – Weiß sah. Es wird lichter und bunter.
Ich kann das Eine gut finden, muss das Andere nicht mehr schlecht finden. Ich kann für das Eine argumentieren,
ohne das Andere abzuwerten. Die Welt ist nicht gut und nicht böse. Sie ist das, was wir in ihr sehen wollen.
Ich bin nicht meine Gedanken. Ich bin noch nicht einmal meine Gefühle, die meist nur Anhaftungen aus der Vergangenheit bezeugen.
Meine Angst ist nur der Teil in mir, der mich vor schlechten Erfahrungen schützen will. Ich kann mehr über mich selber lachen und mir verzeihen.
Ich muss mich selbst nicht mehr ernst nehmen.
Abenteuer gibt’s an jeder Ecke. Wozu noch woanders hingehen? Mein Leben führt mich dahin, wo ich hin muss.
Status, Ruhm und Ehre interessieren mich nicht mehr.
Ich fühle mich nicht mehr für die Welt verantwortlich – und handle doch entschiedener, rücksichtsvoller, engagierter, aus meiner persönlichen Entscheidung heraus, etwas verändern zu wollen. Adrenalin & Kampf geben mir nichts mehr. Ich glaube, mit dem Karma sollte man’s auch auch nicht verscherzen. Und doch fühle ich keine Schuld mehr, etwas nicht zu machen – denn ich mache genug, auch ohne zu machen.
Macht hat nur über mich, wem ich diese zugestehe. Worte haben Macht. Gedanken formen Worte.
„Unser Staat“ hat Macht, weil alle daran glauben, dass „er“ es hat. Wer ist eigentlich dieser Staat?
Ich arbeite nicht mehr – ich lebe mein Leben und mache das, was mir Freude bereitet. Und trotzdem fühlt sich meine Arbeit manchmal wie Arbeit an 😉 Selbst Kommunikationsprozesse.
Mein Freundeskreis ist kleiner, inniger, näher und intensiver als jemals zuvor. Von nervenaufreibenden Kommunikationspartnern muss man sich ja auch erst einmal gedanklich distanzieren können.
Ich kann Schmerz oder Traurigkeit empfinden, ohne mehr als nötig darunter zu leiden, denn ich weiß ja: mein Eifer trieb mich dorthin. Ich kann zur Zeit niemanden hassen. Warum auf jemanden oder eine Situation böse ein?
Alle meine Kommunikationspartner können Lehrer für mich sein. Wenn ich nur genau zuhöre. Auch die, mit denen ich eigentlich nicht reden wollte.
Ich bin Lehrer für Andere, die zuhören wollen. Ich bin nicht mehr beleidigt, wenn jemand anderer Meinung ist. Ich muss niemanden mehr verurteilen.
Ich habe keine Pläne und Ziele mehr und irre trotzdem nicht führungslos durch’s Leben, erschaffe dennoch scheinbar schicke Dinge und gute Momente und erhalte mehr Wertschätzung für mein Sein, als jemals zuvor.
Ich habe Wünsche und Träume, die zu Ihrer Zeit erfüllt werden, wenn ich es am wenigsten erwarte. Ich gehe Schritte und schaue, was passiert. Mehr agieren, statt reagieren.
Ich habe Bedürfnisse, doch die sind längst nicht in Stein gemeißelt.
Ich habe verstanden, warum Menschen zu allerzeit Rituale benötigten, um ihre Energien zu bündeln. Vereinigung. Beziehung. Gemeinschaft statt Ausgrenzung. Es hat einen Grund, warum Menschen wild um Feuer tanzen und Ekstase suchen.
Materielle Dinge haben die Bedeutung verloren. Selbst der geliebteste Besitz ist vergänglich.
Ich glaube nicht mehr an politische Systeme, die uns einengen, statt zu vereinen – ich glaube an [bitte politisches System einfügen].
Wachstum im Geist ist gut. Unendliches Wachstum der Wirtschaft? Naja. Irgendwie unlogisch.
Ich betrachte das Leben als Gemeinschaftsspiel. Jeder ist mal am Zug. Das Spiel sollte Spaß machen. Nicht auf Kosten der Anderen. Die Gewinner sollten immer alle sein.
Es ist gut Ideale zu haben, für seine/ihre Ideale zu stehen. Doch Kämpfen hat immer nur Kampf gebracht. Es ist immer ein Kampf gegen sich selber, wenn doch auch alles Eins ist.
Gewalt erzeugt Gegengewalt. Warum spielen wir da immer noch mit?
Das Universum scheint nach anderen Spielregeln zu spielen, als die Physik:
Positives zieht Positives an.
Negatives zieht Negatives an.
Bauchgefühl schlägt Verstand.
Alles ist Glauben. Und ich entscheide woran.

Und genau diese Erkenntnisse sind nur die halbe Wahrheit, wenn sie nicht gelebt werden.
Das Leben wird uns immer wieder auf die Probe stellen, uns herausfordern, über uns hinauszuwachsen; ob wir auch wirklich schon bereit sind, voll zu vertrauen, oder es uns nur einreden.
Aber hey: fake it, until you make it.
Mehr ist dieser Text ja nun auch nicht.
Worte sind Gleichnisse, die nur versteht, wer sie spricht.

Warum dann noch reden? Schreiben, sich austauschen, Filme machen; wenn mich sowieso keiner versteht, fragt mich eine Version meiner Selbst?
Wenn alle sowieso ihr Ding machen und ihre Erkenntnisse zur rechten Zeit bekommen?

„Weil es nichts anderes zu tun gibt, als zu kommunizieren“ ,sagte da eine Stimme in mir. Man kann es nicht nicht tun.

Um diese Stimme in mir selbst zu erkennen, musste ich lernen, genau hinzuhören. Gedanken um Nichtigkeiten – das Geplapper im Kopf – einfach mal beiseite schieben. Es ist ein Training, nicht das Ziel.
Wie bei jeder Entscheidung sitzen Engelchen und Teufelchen bei deiner Seite und flüstern dir den Weg
– meist als deine eigene Stimme.
Schau, was dir wirklich gut tut und die nettere, weichere, vertrauensvollere, gutmütigere, vergebende Stimme wird lauter – wenn du das willst. Die „Alles-ist-Mist-Stimme“ hat lang genug gesprochen und zieht zu viel Mist ins Leben.
Der Prozess beginnt. Jeden Tag auf’s Neue. Und dauert an.

———–
Ich weiß, dass ich nichts weiß, sagte mal ein weiser Mann.
Ich kann ihn verstehen.
Es ängstigt mich nicht mehr, ich lass mich lieber überraschen.

Liebe Grüße vom „Hippie-Träumer-Bastler-Hof“ an der Ostsee, mit den zwei liebsten Menschen, ohne die MR PINK nicht möglich geworden wäre.
Martin

* Literaturhinweis für Selberentdecker: Der Steppenwolf, Narziss und Goldmund (und der Rest von Hesse), der kleine Prinz, Momo, Eckhard Tolle, Veit Lindau, Paulo Coelho, Wanda Badwal, der Wolkenatlas, Die Psychologie sexueller Leidenschaft, Gespräche mit Gott, Eat Pray Love, Vera Birkenbihl, Per Anhalter durch die Galaxis, die Bibel nach Biff, Jorge Bucay, Eine kurze Geschichte der Menschheit.
Alle Zen Weisheiten, die ihr finden könnt.

+Wie Youtube und Google funktionieren, wisst ihr ja.
Keine Bestellliste über Amazon.

6 Gedanken zu „>> Wandelte ich unendlich weit über Berg und Tal, ich würde doch nichts anderes finden, als das, was ich bereits kannte: Loslassen.

  • Juli 24, 2020 um 1:03 pm Uhr
    Permalink

    Hallo Martin,
    ich verfolge dein „Reiseleben“ nun schon eine Weile. Damals hieß die Frau an deiner Seite tatsächlich noch Kathi und nicht Theresa. Was mich an dir von Anfang an beeindruckt hat, war die Suche nach Leben – und das mit einer Ehrlichkeit und einem Pragmatismus, wie man es selten findet. Dein Weg zum Minimalismus hat auch mich geprägt und zum Umdenken animiert. Ich wünsche dir, dass du mit deiner Arbeit noch für viele Menschen eine Inspirationsquelle bist; und du mit Theresa glücklich wirst.
    Grüße
    Marcus

    Antworten
    • Juli 27, 2020 um 9:19 am Uhr
      Permalink

      Hi Marcus, ja ganz lieben Dank für die Worte und die Wertschätzung …
      Es geht hoch und runter, doch es ist dennoch ein wunderbarer Fluss des Lebens. Ich bin zutiefst dankbar, für die ganzen Erfahrungen, die ich machen durfte, inklusive meines „Jobs“ und der Kommunikation, die ich hier überall erleben darf. Liebe Grüße Martin

      Antworten
  • August 20, 2020 um 8:17 am Uhr
    Permalink

    Hey Martin,

    viele von deinen Erkenntnissen haben bei mir ein Lachen und ein „verdammt, der Mann hat Recht“-Gefühl ausgelöst. Vieles von dem sind auch „Allgemein gültige Weisheit“ von denen ich immer sage, dafür gehören jetzt eigentlich 5€ ins Phrasen-Schwein. Versteh mich nicht falsch – ich glaube, dass diese Weisheiten da draußen immer stimmen, nur jeder muss sich für sich verstehen, leben und nachvollziehen können – für mich der Unterschied zwischen Wissen und Bewusstsein.

    Falls du Lust hast kannst du mir noch zwei Fragen beantworten, die mir zu deinem Beitrag gekommen sind:

    – Gab es für dich einen Moment, einen Augenblick oder eine Situation von der du sagen kannst das dort deine „Reise“, dein Fluss, begonnen hat?
    – Vielleicht hast du es in deinem Text geschrieben, dann über lies die Frage einfach weil ich es nicht mehr im Kopf habe. Vielleicht kann ich es auch ganz einfach nicht nachfühlen, aber: Was treibt dich an morgens aufzustehen und das zu tun worauf du Lust hast (oder manchmal auch eben tun musst)

    Ich empfinde dich, deine Beiträge, deine Arbeit als sehr inspirierend , mutig und echt. Ich wünsche dir, dass du weiterhin ehrlich zu dir selbst bist und das tust was du in diesem Moment tun möchtest!

    Viele Grüße,
    Manuel

    Antworten
    • August 21, 2020 um 2:12 pm Uhr
      Permalink

      Hi Manuel, ja danke für die Rückmeldung 🙂 In vielen Weisheiten steckt viel Wahres drin. Und das muss jeder für sich herausfinden: das eigene Wissen über die Dinge in Handlungen umsetzen und dann diese Wahrheiten einfach „spüren“.
      – Ich glaub es waren tausend Momente, die meine Reise haben starten lassen. Fremde Kulturen, Meditation, psychoaktive Substanzen haben mir da sehr weitergeholfen. Aber wann was passiert ist: keine Ahnung.
      – Ich habe erkannt, dass ich etwas zu sagen habe. Dass ich wichtig bin, ernst genommen werden; mich selber aber gar nicht mehr ernst nehmen muss. Ich muss mich mit meiner Meinung nicht mehr verstecken und merke, dass ich in Menschen Gedanken bewegen kann, was zB ihre Ängste angeht. Ich kann selbst entscheiden, kreativ sein und das machen, woran ich richtig Freude habe: Kommunikation. Das treibt mich an. In all dem Quatsch den wir machen, ist ach immer etwas Wahres versteckt, was kaum mit Worten zu beschreiben ist. Jeder kann ein Lehrer sein, jedes Wort kann mich wachrütteln, wenn ich nur bewusst dabei bin. Jeder Moment ist einzigartig und kostbar.

      Ganz ganz lieben Dank und alles Gute dir!
      Martin

      Antworten
  • August 26, 2020 um 12:49 pm Uhr
    Permalink

    Hallo Martin,
    in deinen Worten im letzten Video über das einfache Leben und die Kluft zwischen gesellschaftlich akzeptiertem und ökologisch notwendigem habe ich mich absolut wiedergefunden und bin vermutlich ebenso fassungslos wie du. 😉
    Wie kann es sein, dass es gesellschaftlich akzeptiert ist, die Erde zu zerstören – solange man dafür jeden Tag zur Arbeit geht und pflichtbewusst seine Steuern zahlt? Wie kann es sein, dass auf den Äckern und Grünflächen landauf landab (fast nur) Monokulturen zu finden sind und sobald man einen positiven Beitrag leisten möchte die Herausforderungen immer größer werden? Genau wie du sagt – wie schön wäre es, wenn das jeder machen würde!
    Bewusstes niederschwelliges Leben am Rande des ökologisch ausgeglichenen Fußabdrucks, das sollte mehr sein, als eine Verheißung. Ich hoffe dass sich noch mehr Menschen so in deinen Worten und Videos wiederfinden und ihre Schritte gehen, so dass wir als Gesellschaft den Wandel vollziehen können.
    Ich habe mich auf den Weg gemacht und bin gespannt wohin er führt.
    Euch weiterhin gutes Gelingen mit und auf dem Land im Grünen!
    Viele Grüße
    Lukas

    Antworten
    • Oktober 5, 2020 um 3:37 am Uhr
      Permalink

      Hey Lukas, ganz lieben Dank für die Worte – ja… über so was denke ich auch jeden Tag nach und hab keine Lust mehr, mich verunsichern zu lassen. Da heißt es: einfach machen, probieren, positiv bleiben, darüber kommunizieren und sich dafür einsetzen. Wir bleiben dabei 🙂 lg Martin

      Antworten

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