>> Die Eliten sind Schuld. Klar, wer sonst?

Wer seine Meinung öffentlich macht, muss mit der Rückkopplung anderer Menschen leben, die sich darin wiederfinden, oder ihre eigene Überzeugung darlegen möchte. Das Beantworten von so ziemlich allen Kommentaren, die reinkommen: ein interessanter Prozess, der mich immer wieder zum Nachdenken, formulieren und Schmunzeln anregt. Und oftmals geht´s doch – in allen Facetten – mal wieder um „schau-mal-die-sind-schuld“.

Thomas schrieb: „… Und ich hoffe ihr habt den richtigen Schluss daraus gezogen wie es immer so ist die Eliten beuten alles aus und zerstören die Natur nicht der normale mensch der muss nur mit den Konsequenzen davon leben …“

Diese Denkweise kann ich leider nicht mehr so stehen lassen:
„Hi Thomas – die Eliten? Sind wir alle. Vorallem die reicheren, westlichen Völker. Mit unserem Konsumverhalten stärken wir die Eliten und Monopolbildung. Heute beuten WIR ALLE die Welt aus – kommt halt drauf an, was wir da unbedingt kaufen „müssen“ …
Die Konsumenten haben die größte Macht – diese wollen sie aber ungern erkennen. Lieber fleißig schaffe schaffe und sich´s gut gehen lassen, und Schuld sind immer die da oben, oder die da unten. Je nachdem. Das geht nicht mehr. Wir müssen alle die Verantwortung übernehmen für unsere eigenes Handeln. Da geht´s los.“
Leider hatte ich noch vergessen zu erwähnen, dass wir erst klären sollten, was ein „normaler“ Mensch denn ist. In einer Welt voller Milliarden Überzeugungen und Denkansätzen.

Wie tief dieser erweiterte Blickwinkel ein Leben ändern kann, merkte ich nach unseren Reisen. Man geht durch die Welt, fühlt sich in alle Handlungen verstrickt, sieht die Mängel der Anderen und vermeintliche Ursachen … und doch … die eigene Beteiligung am Geschehen; die eigene Macht und Bedeutsamkeit in diesem Prozess zu verstehen, kann erstmal lähmend und überwältigend zu gleich sein. Ein riesiges Konstrukt aus weltweiter Aktion und Reaktion. Jeder gibt seinen Input in den Hexenkessel. Alles hat seine Konsequenzen. Alles mit allem verstrickt. Die Illusion der Trennung zwischen dem Ich und der Welt zu akzeptieren, erfordert Mut.
Die eigene Fehlbarkeit zu erkennen, lässt demütig werden. Glashaus und Steine und so.

Man stelle sich vor, Millionen Menschen würden nicht mehr bei den Globalplayern kaufen; die sie überwachen, ausbeuten und mit Werbung bombardieren. Marktführer und Monopolisten, auf die wir gern schimpfen und trotzdem die Annehmlichkeiten still genießen wollen. Pünktlich geliefert.

Man stelle sich vor, Menschen würden erkennen, dass sie nicht abhängig sind, sondern sich abhängig fühlen und denken. Sie könnten auch beim Buchhändler um die Ecke bestellen, oder das Gemüse auf dem Markt kaufen, statt abgepackte Äpfel aus Chile zu verzehren.

Man stelle sich vor, Menschen würden erkennen, dass ihre Handlungen eine Reaktion hervorrufen.
Global. Sklaverei nennt sich heut nur anders.

Man stelle sich vor, Menschen würden erkennen, dass ihr eigener Groll, ihr eigener Unmut gegen die Welt, ihre Wut, zwar nach außen zielen soll; aber doch nur in ihnen selbst existiert.
Ist: „Ich bin wütend“ ein Gefühl, welches dem eigenen Körper und dem Geist wirklich gut tut? So über die Jahrzehnte gesehen? Da gibts doch die ganze Zeit etwas, womit nach nicht zufrieden ist, oder?
Einen Job, den man nicht mag, Menschen, die man nicht leiden kann, das böse System, ein Potential welches man sich nicht zu entfalten traut … Wenn das Leben Stück für Stück kein Wunder mehr ist, welches man spielend entfaltet; sondern in einem Akt der Bitterkeit versinkt, weil man glaubt, etwas tun zu müssen, und alles richte sich gegen einen und man könne nichts ändern… Dann wird das Leben ein ewiger Kampf um Gerechtigkeit – gegen das, was einfach ist.

Man stelle sich vor, Menschen würden erkennen, dass ihre eigene Geschichte nur in ihrem eigenen Kopf existiert. Und diese Geschichte kann der Grund für alles Übel sein, was einem widerfährt, oder endlich ein Grund, für das loszugehen, was man wirklich liebt.

Man stelle sich vor, Menschen würden erkennen, dass ihre eigene Geschichte in Worten formuliert ist.
Worte, die sich im eigenen Kopf drehen. 50-60.000 Gedanken pro Tag, mit denen wir uns selbst die Welt zu erklären versuchen.

Man stelle sich vor, dass wir ein unendliches Universum, mit undenkbar vielen Möglichkeiten mit 26 Buchstaben beschraiben.
Und uns selbst.

26 kleine Bildchen im Kopf.

Genau. Wir haben die Welt verstanden.

Liebe Grüße und einen schönen Tag vom Dresdner Wagenplatz, der nun endlich wieder grüner wird und bald mit einer neuen selbstgebauten Abwaschwasserbiokläranlage aufwarten kann.
Martin

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