>>SEX sells ;-) Heute ist internationaler Coming-out-day. Coming out: Mit etwas herausrücken, was da schon lange schlummert: Ich stehe auf Menschen.


Eigentlich sind wir doch alle so frei, leben im 21. Jahrhundert, nackte Körper lächeln uns auf Werbeplakaten zu und seit den Anfängen der Pornoindustrie und des Internets wissen doch sowieso alle, wie´s läuft … ist ja alles so normal, dass man nicht mehr darüber reden muss, oder?
Doch irgendwas stimmt noch nicht ganz. Irgendwas passt da nicht zusammen. Wenn denn alles so frei ist, warum reden wir dann nicht mehr darüber? Warum ist die Vielfalt noch nicht überall angekommen? Und wer gibt eigentlich vor, was „normal“ ist und was ein „coming-out“? Warum ist kuscheln unter Männern so selten zu finden und warum fühlte ich mich da immer so unglaublich gehemmt?Warum fällt es – mir persönlich – schwer, mich zu dem zu bekennen, was und wer ich wirklich bin? Warum will ich etwas verheimlichen und warum gibt es dann sogar diesen interessanten Tag, der uns darauf hinweisen möchte, dass es noch Entwicklungspotential gibt?


Eigentlich dachte ich ja, ich müsste solch intime Details gar nicht teilen, das geht ja niemanden etwas an. Und doch spüre ich immer mehr, dass es genau darum geht: sich anderen mitteilen in der gesamten Vielfalt der eigenen Existenz. Das auf den Tisch bringen, was man ja aus gutem Grund verheimlichen wollte.
Ein guter Grund? Nunja… eher eine gelernte Angst. Es ist ja scheinbar doch nicht alles so normal in unserer Gesellschaft und das Vater-Mutter-Kind-Modell ist immer noch als Muster in unseren Köpfen eingeprägt; eben weil uns die Informationen dazu fehlen, wer denn noch alles da draußen andere Wünsche hat. Je mehr Menschen sich dazu bekennen „anders“ (also normal) zu sein, umso diverser und natürlicher wird unsere große Gemeinschaft. Doch am liebsten warten wir ja, bis es jemand anderes tut, oder eine Erlaubnis ausspricht.

Alles wurde schon gesagt. Aber noch nicht von Allen.


Wir alle haben Angst. Die Angst, sichtbar zu werden mit den eigenen Bedürfnissen und die Angst, etwas Schönes verlieren zu können. Aber von einer gesellschaftlich-übernommenen Angst lasse ich mich nicht mehr in die Knie zwingen. Danke für den Schutz, doch nun möchte ich eigene Entscheidungen treffen.


Ich stehe auf Menschen. Ich stehe auf Körper in den unterschiedlichsten Variationen. Mann, Frau oder auch „dazwischen“. Ich stehe auf tiefe Seelenverbindungen, auf das Erkennen der universellen Einheit durch die Sexualität. Ich stehe auf Tantra, genauso wie auf Spielarten des BDSM. Manchmal stehe ich auch nur auf die spontane Befriedigung eines Bedürfnisses.
Ich liebe Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit, die Möglichkeiten, meine tierischen Triebe, meine Selbstbeherrschung. Ich hatte schon mit 150 – 200 Menschen intime Begegnungen und konnte Erkenntnisse durch diese Vielfalt sammeln, die mir und anderen helfen. Am stärksten fühle ich mich zur Weiblichkeit hingezogen. Ich bin und war bisher nur mit Frauen in Beziehungen (und kann es mir nicht anders vorstellen), jedoch mag ich die Aspekte am Sexualleben mit Männern, die mir Frauen nicht in dieser Art schenken können. Manchmal fühlt es sich so an, als würde ich mit Männern das erleben, was Frauen sonst mit mir erleben. Stichwort: Hingabe lernen. Ich lerne in jeder Begegnung dazu und dass wir alle beide Pole in uns tragen, die sich nach Ausgleich sehnen. Ich spüre keine Neigung, Männer zu küssen und ziehe innere und äußere Grenzen und habe Bedingungen – jedesmal neu.

Ob Polygam, oder monogam. Homo-, hetero-, trans- oder asexuell. Freiheit bedeutet – für mich – in JEDEM Falle: Freiheit von der Angst, etwas verlieren zu können. Frei von Eifersucht zu sein – mich meiner selbst sicher zu fühlen, auch wenn das liebste Wesen an meiner Seite etwas entscheidet, was ich schwierig finde. Oder liebe ich nur, wenn meine Bedürfnisse gerade mal erfüllt sind und ich glücklich gemacht wurde? Was wäre das für eine Liebe …?


Oft habe ich mich selbst abgewertet. Hinterfragt, ob ich mit meinem Liebesleben denn wirklich richtig sei. Ob ich zu viel oder zu wenig probiere. Ob ich mich einschränken oder endlich mal festlegen sollte. Nun fange ich an, mich in meiner Vielfalt zu lieben, wie ich bin. Jeder Tag ist anders. Überall darf ich lernen, geben und nehmen. Dieses Lebensspiel folgt meinen eigenen Regeln, die ich festlegen darf.

Tiefe Bindungen entstehen durch Kontakt, durch Ehrlichkeit – nicht durch Eheverträge und Versprechungen.
Echte Nähe entsteht, wenn zwei Menschen sich in ihrem Schmerz begegnen, sich verletzlich zeigen und Wünsche und Ängste Raum bekommen dürfen, ohne die Fremdheit im Anderen abzuwerten.


Ich musste Mitte dreißig werden, um mich selber in meiner Vielfalt akzeptieren zu können.Mögen es die nächsten Generationen durch unser Beispiel einfacher haben.
Liebe Grüße Martin


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