Vor einigen Wochen bat mich Marcus von Life of Balu – Abenteuer CamperVan um ein kleines Interview für die Plattform Camper Nomads. Also habe ich versucht, meine letzten Jahre in ein paar kurze Zeilen zu packen, die ihr hier lesen könnt. Doch nicht nur das, Teresa und ich standen auch vor dem Mikrofon Rede und Antwort zu unserem Reisealltag in unserem kleinen Allrad Wohnmobil und den Geschehnissen hinter der Kamera! Eine Stunde Podcast auf die Ohren 🙂
🎙Hier hört ihr das ganze Interview 🎙
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Moin, einige kennen mich unter dem Namen „Herr Lehmann“. Obwohl das ein toller Name ist, stimmt er nicht ganz. Ich bin Martin Zech, Filmemacher aus Dresden und nun im 32. Lebensjahr angekommen. Meinen „Spitznamen“ hab ich wohl von meinem ersten Camper mitgenommen, mit dem ich zwei Jahre um & durch die Welt gereist bin und der auch namensgebend für unseren Blog steht, den ich mit meiner Freundin Teresa gestalte.
*Filme & Reisen
Angefangen hat alles mit der Idee, aus dem Alltag auszubrechen und die gewohnten Grenzen hinter uns zu lassen. Ich arbeitete hart, sparte Geld und dann ging es los nach Nordamerika. Nach einer zweijährigen Weltreise von 2012-2014 war ich infiziert und wusste, Reisen soll mein Leben weiterhin gestalten.
Als selbstständiger Filmemacher liegt es natürlich nah, das Erlebte auch aufzuzeichnen und weiterzutragen. Früher produzierte ich Werbefilme für mittelständische Unternehmen. Nun liegt mein Fokus ganz auf unseren Reisedokumentationen, die wir ins Netz bringen, um die Welt da draußen zu bereichern. Ganz nach dem Motto: Weg von den Bildschirmen, raus ins Abenteuer. Alles nicht so kompliziert, wie einem immer alle einreden wollen.
2017 – 2018 erkundeten Teresa und Ich den asiatischen Kontinent. Unser neuer, selbstgebauter Allrad-Campervan namens MR PINK fuhr uns tapfer durch Russland, die Mongolei, Kasachstan, Kirgistan und bis in den Iran. Wie ich zum Vanlife gekommen bin?
Ganz einfach … ich bin nach dieser Reise aus MR PINK einfach nicht mehr ausgestiegen. Mein Leben hat sich verkleinert und spielt sich seit Mai 2017 um und in unserem Bus ab. Unterwegs habe ich gespürt, dass ich wenig zum Leben brauche, dass alles, was ich besitze, nun auf 6 m² passt, die ich mir selber geschaffen habe. Warum das Auto nur für Reisen nutzen? Nun habe ich eine Einraumwohnung auf Rädern, die auch gerne mal Dünen erklimmt und zur Zeit auf dem alternativen Wagenplatz in Dresden zu finden ist, wenn ich zum Leben und Arbeiten nicht irgendwo in Deutschland unterwegs bin. http://schotterundgleise.blogsport.de/
*Die Frage nach der Knete
Wenn man an Filmproduktionen denkt, erscheinen im Kopf meist Bilder von großen Teams, riesigen Schnittstudios und massig Kameratechnik. Mein Schnittstudio ist meine Wohnung, mein Auto. Zum Geld verdienen reichen mir zur Zeit eine Kamera und ein Laptop. Früher habe ich mich und meine Filme ganz klassisch verkauft, nun möchten wir ein Statement für Freiwilligkeit und gegen die Kommerzialisierung des Lebens setzen.
Die Geschichten von unterwegs erscheinen in unregelmäßigen Abständen als Bild und Ton auf unserem Blog. Für alle kostenlos.
Erst hat es mir Angst gemacht, meinen Mitmenschen so viel Vertrauen entgegenzubringen, denn ich wusste nur: Filme verkaufen funktioniert. Doch was wäre, wenn auch Freiwilligkeit funktionieren könnte? Wenn nur einem Prozent der Youtube-Zuschauer unsere Filme und Podcasts etwas wert sind, kann ich von deren Spenden gut leben und weiterhin frei für alle produzieren. Im letzten Jahr haben wir herausgefunden: Es funktioniert.
Jeden Monat erhalten wir 400-600 € Spendeneinnahmen von unseren Zuschauern, verdienen 100-300 € durch Youtube-Werbung und auch die ein oder andere DVD meines ersten Reisefilms bringe ich unter die Leute (gegen einen freiwilligen Beitrag). Durch geringe Lebenshaltungskosten von 600-800 € im Monat kann ich seit Mitte 2018 mein Leben nun auf dieser Basis bestreiten und bin nicht mehr auf die Produktion von Werbefilmen angewiesen (welche sowieso nicht mehr in mein Lebenskonzept passen).
Bis zu diesem Punkt war es aber ein weiter Weg. Schon 2012 fing ich an mit bloggen und baute langsam ein Publikum auf. Sechs Jahre später kann ich nun die Früchte ernten und neue Wege beschreiten.
[Update März 2019: durch die Veröffentlichung des neuen Films steigen die Einnahmen und die Zuschauerschaft kontinuierlich – schon knapp über 10.000€ konnten wir mit dem ersten Teil einnehmen, die uns ermutigen unseren Weg nun weiter so zu gehen! DANK EUCH!]
*Das neuste Filmprojekt
Unsere neue Filmreihe AUF DER ANDEREN SEITE DES FERNSEHERS erscheint in drei Teilen auf Youtube. Ein halbes Jahr Arbeit steckt nun schon in Teil 1 „In 927 km rechts“ der seit 10.02.2019 online zu finden ist. Ich möchte dieser Herzensarbeit gar keinen Wert beimessen und empfinde meine Tätigkeit meist auch nicht als Mühsal (aber natürlich passiert auch das manchmal, vorallem wenn die selbstgeschaffene Deadline näher rückt).
Mein Leben hat sich mit der Zeit und mit seiner „Verkleinerung“ nun so eingependelt, dass ich drei bis fünf Tage die Woche hinter dem Bildschirm sitze und jeden Tag neu entscheide, ob ich Lust habe zu arbeiten oder mich doch anderen Sachen widme. Ich unterscheide nicht zwischen Werktag und Wochenende, ich arbeite wann und wie ich Lust dazu habe, fließe mit den Jahreszeiten und Orten, an denen ich bin. Dies ist wohl meine größte Errungenschaft in Sachen Freiheit, über die ich mich jeden Tag aufs Neue freue.
*Gegenwart & Zukunft
Seit einigen Jahren erzähle ich nun Geschichten im Internet vom Reisen & Leben und produziere Filme. Ich merke, das Feedback ist unglaublich positiv. Die Auflösung von Vorurteilen und Grenzen – vor allem in unseren eigenen Köpfen – wurde mir über die Zeit immer wichtiger und genau das inspiriert auch andere Menschen, ihr eigenes Handeln zu hinterfragen und neue Wege zu gehen. Raus aus der Komfortzone, rein ins Leben.
Gleichzeitig weiß ich: Ich möchte noch mehr Dinge im Leben probieren und Altbekanntes loslassen, um mich immer wieder neu zu entdecken. Oft merke ich, dass ein latenter Druck auf mir lastet, das Internet weiter mit Inhalten zu füllen, um ein Publikum „zu bedienen“ und von deren Beiträgen leben zu können. Damit lerne ich Stück für Stück umzugehen und mir meine persönlichen Freiräume [in der Offline-Welt] zu schaffen. Doch manchmal nervt es auch, ständig an die sozialen Medien zu denken. Die reale Welt findet man halt auf der anderen Seite des Bildschirms.
Meine persönliche Challenge: Die Kamera zu Hause lassen. Nichts filmen. Nichts produzieren. Nichts posten wollen oder müssen. Den Rechner mal einige Monate im Regal verschwinden lassen und nur noch handwerklich/künstlerisch tätig sein. Aber selbst das wäre ja ein Thema wert 😉
Mein Tipp für alle, die sich mit dem nomadischen Leben beschäftigen: Probiert´s einfach aus. Man braucht kein Expeditionsmobil oder einen Luxus-Caravan. Jeder 1.000 €-Transporter, welcher dir passend erscheint, kann – mit ein wenig handwerklichem Geschick – als Wohnung dienen. Man braucht nicht das Beste vom Besten, um sich unsere Welt anzuschauen.
Und manchmal muss man auch noch nicht mal weit weg fahren, um wirklich was zu erleben. Auch Europa lockt für so manches Abenteuer. Ich habe jahrelang meinen Konsum bewusst reduziert und gespart, um mir die Träume vom Reisen zu finanzieren. Jedes neu gekaufte Handy steht für ein, zwei Monate reisen; wenn man sich das mal vor Augen führt. Auf was kannst du verzichten, um dir deine Träume zu erfüllen? Oder noch besser: Was kannst du tun, um deine Träume zu erfüllen?
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🎬 Hier geht’s zu unserem Film „In 927 km rechts“:
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