Tag(ebuch) einer Weltreisenden.
Nach wie vor sind wir bei den Vorbereitungen unserer großen Reise. Jeden Morgen klingelt 5:30 der Wecker. Meistens bin ich schon ein paar Minuten vorher wach und stelle mir vor, wie wunderbar es sein wird, zwei Jahre lang das Weckerklingeln ignorieren zu können. Beim Duschen, Zähneputzen und Föhnen gehen mir tausend Fragen durch den Kopf: Wie wird das wohl mit dem Duschen, Zähneputzen und Föhnen auf Reise sein? Ist ja nicht wie hier zuhause – Wasserhahn auf bzw. Stecker in die Steckdose und los gehts. Danach schlurfe ich ins Büro und werfe einen Blick in meinen Terminkalender. Ab dem Tag 50 sind die Tage als Countdown bis zum 28.08. notiert. Heut steht die 49 oben rechts in der Ecke. Verrückt – in weniger als zwei Monaten sind wir schon in Kanada! Mit dem Blick auf den Terminkalender fallen mir auch wieder Dinge auf, die ich noch erledigen wollte: Bei der Krankenkasse anrufen, dem Telefonanbieter Feuer unter dem Hintern machen, beim ADAC nachhaken, wo unsere Unterlagen bleiben, den Schwager nach dem Adapter fragen undsoweiterundsofort. Zum Glück haben alle, außer meinem Schwager, eine 24-Stunden-Hotline. Also sitze ich bereits 6:07 am Telefon um mit der Krankenkasse über den Zeitraum vom Beginn meiner Beurlaubung bis zum Abflug zu sprechen. Vorteil dieser zeitigen Anrufe: Ich hänge nie in der „Bitte-Warten-Leitung“ und muss mir auch nicht stundenlang „Empire of the Sun“ in Endlosschleife anhören. Nachteil: Hat man doch eine Fachfrage, ist der entsprechende Kollege noch nicht auf Arbeit und man soll doch bitte später nochmal anrufen. Da ich ja selbst noch auf Arbeit gehe, kann ich schlecht meine Telefonate während der Arbeitszeit führen. Also schreib ich einen großen, roten Zettel auf dem WWW steht: Was? Wann? Warum? Und den leg ich dann meinem Liebsten auf den Platz, in der Hoffnung dass er das Ganze irgendwie klären kann. Zwischendurch macht Mrs. Kontrollfreak natürlich doch einen Anruf beim Liebsten, um den Status abzufragen bzw. ihn an seine Aufgaben zu erinnern 🙂 Vor der Arbeit gehts schnell noch bei Frau Doktor vorbei, um mir die nächste „Dröhnung“ abzuholen. Gut gedopt gehts dann also an die Arbeit. 15Uhr. Nach der Arbeit ist vor der Arbeit. Blick in den Terminkalender. Zum Glück immernoch 49 Tage bis zum Abflug, aber nur noch 21 Tage bis zum Auszug. Also steige ich über Kisten und Chaos und werde schnell daran erinnert, was ich als nächsten zu tun habe: 25 Jahre Martin und 27 Jahre Kathi wollen verstaut werden. Macht zusammen 52 Jahre in Bananenkisten. Ein besseres Fitnessprogramm kann ich mir gar nicht vorstellen. Dann fällt mir auf, dass mein Liebster gar nicht zuhause ist. Nur ein Zettel liegt da: „Alles erledigt. Bin Busbauen“. Stimmt, da war ja was. Noch ist Herr Lehmann nicht ganz fertig, aber wir liegen gut im Zeitplan und das Ende ist in Sicht. Das kann man von unseren Schränken nicht behaupten. Es ist erstaunlich wieviel zwischen die Tür und die Rückwand eines Schrankes so reinpasst. Und dabei wohnen wir gerade mal eineinhalb Jahre in der Wohnung!? Ziemlich erschöpft kommt dann eine SMS, eine Anruf oder eine Mail, die das Ende des leidigen Packwahns verkünden: „Was geht heut Abend?“. Eigentlich müsste ich mich mal ausruhen, aber andererseits werde ich bald unsere Freunde nicht mehr sehen. Also, ab an die Ecke oder raus auf den Balkon. Freunde treffen. Quatschen. Ab und an macht sich etwas Wehmut breit. Müde, aber glücklich wieder etwas geschafft zu haben und mit dem guten Gefühl (neben Schmerzen vom Räumen und Packen) tolle Freunde zur Stärkung im Rücken zu haben, gehe ich schlafen und träume von der großen, weiten Welt. Noch 49 Tage …